Dienstag, 23. März 2010

Cabane à sucre

Am vergangenen Sonntag haben wir eine "Familienausflug" ganz nach tradition québécoise gemacht: wir sind ein Stück aus der Stadt heraus aufs Land gefahren und haben eine Cabane à sucre (dt.: Zuckerhütte) oder anders, eine érablière ("Ahornfarm") besucht.
Wir, das sind Vanessa und ich, gemeinsam mit meiner responsable Marie, ihrem 14 Monate altem Sohn Alexandre, ihrem Mann Jean-Marc und ihren Eltern. Eigentlich wollte Heike auch mitkommen, aber sie wurde leider krank...

Als wir angekommen sind, traf uns erst einmal der Schlag: eine RIESENSCHLANGE... und ganz nach quebecker Manier stellten wir uns natürlich an...


Und während wir ganz geduldig warteten, erklärte uns Jean Marc erst einmal wie das mit dem Ahorn und den kleinen Eimern so funktioniert...



Wenn im Frühjahr die Temperaturen so sind, dass es nachts kalt, d.h. unter 0°C, ist und es tagsüber aber schön sonnig warm ist und die Temperaturen steigen, ist es Zeit für die "Ahornernte", denn dann fließt das "Wasser" von den Wurzeln nach oben, gefriert und fließt wieder nach unten.
Wenn man dann ein Loch in den Baum schlägt, läuft das Wasser ab...
Das wird dann mehrere Stunden mehrfach aufgekocht und so kommt man irgendwann zu Sirup. Wenn man den weiter kocht, kommt man zu einer Art Butter, später ergibt das dann Zucker...
Ist alles ein sehr arbeitsreicher Vorgang und aus 40Litern Ahornwasser (aus den Bäumen) entstehen ca. 10 Liter Ahornsirup...!

In Kanada gibt es ca. zigtausend verschiedene Ahornbaumsorten (deswegen ist der Herbst hier auch so schön bunt!), aber nur eine Sorte érable sucre aus der man dann den Sirup herstellen kann.
Und auch wenn das Ahornblatt das Symbol Kanadas ist, der Sirup wird lediglich in Québec, im östlichsten Osten Ontarios und im nördlichsten Norden von den USA an der Ostküste produziert, weil nur dort können diese érables sucre wachsen... Nirgendswo sonst auf dieser Welt gibt es ähnlich gute klimatische Bedingungen... :-)

Die modernere Methode, das Wasser abzuzapfen sieht übrigens folgendermaßen aus:


Le petit Alexandre et sa maman

Nach gefühlten 5 Stunden Anstehen gabs dann endlich was zu essen. Und da wir in einer Cabane à sucre waren, wurde entweder alles in Ahornsirup gekocht oder damit übergossen!
Der erste Gang war eine Erbsensuppe. Als Hauptgang gab es ein Omlett mit superleckerem Kochschinken und mit oreilles de christ (dt.: "Jesusohren" - eine Art Speck).
Das hat man natürich alles mit Ahornsirup übergossen! Es gab auch in Ahornsirup gekochte Würstchen! :-)
Zur Verdauung gab es zunächst Tee oder Kaffee (mit Ahornsirup!) und dann kam das Beste überhaupt - das Dessert! Man konnte wählen zwischen Mini-Crêpes, einer Art trockenem Kuchen in Sirup, Eier in Ahornsirup gekocht und das Beste vom Besten war eine Tarte au sucre! Diese ist allerdings so süß, dass man sie nur (!) in Kombination mit Eis genießen konnte...


Im Anschluss haben wir eine klitzekleinen Verdauungsspaziergang gemacht...


... und dann gab es noch la Tire sur la neige: Die Vorstufe von Ahornsirup wird in Schnee gegossen, man nimmt einen Holzstab und wickelt die gummiartige Masse auf und luscht sie wie eine Lolli!



Wie ihr seht, geht es mir ganz gut!
Dieses Wochenende ist nicht wirklich was geplant, da sowohl Vanessas als auch Heikes Eltern da sind...
Und nächste Woche ist ja schon OSTERN! Da fahr ich dann mit Heike und ihren Eltern in die Gaspésie! Ich hoffe, das Wetter spielt da halbwegs mit, den heut morgen ist den kanadischen Wettermachern wieder in den Sinn gekommen, ein bisschen Winter zu spielen... Ils sont fous les Canadiens! :-)





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